Im Jahr 2018 kam der heute 23-jährige Schüler Mekdad Alyoussef aus Homs, Syrien, nach Ibbenbüren. Mit einem klaren Ziel vor Augen und viel Entschlossenheit begann er seinen Bildungsweg in Deutschland. Heute, sechs Jahre später, hält der junge Mann stolz sein Abiturzeugnis in den Händen.
Mekdads erster Schritt war die Internationale Förderklasse, in der er seine Deutschkenntnisse verbessern sollte. Die Sprache zu lernen, stellte für ihn die größte Herausforderung dar. Er wollte in kurzer Zeit viel erreichen und war entschlossen, die Sprache schnellstmöglich zu lernen, um seinen Abschluss zu bekommen. Mit Unterstützung von Lehrern, Freunden und seiner Familie gelang es ihm, innerhalb eines Jahres den Hauptschulabschluss Klasse 9 zu machen. Danach setzte er seine Ausbildung in der zweijährigen Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung fort, wo er seinen Realschulabschluss erlangte. Diese Zeit war intensiv, aber er wusste genau, wofür er arbeitete. "Mein Ziel war immer klar: Ich muss etwas erreichen, so schnell wie möglich," sagt der Abiturient. Seine Familie, insbesondere seine Mutter, die seit 2015 in Deutschland lebte, unterstützte ihn dabei tatkräftig.
Mekdad hatte das Glück, in seinem Umfeld viel Unterstützung zu erfahren. Ein Musiklehrer aus der Nachbarschaft half ihm nachmittags mit der Aussprache und schuf Gelegenheiten, die Sprache auch außerhalb der Schule zu üben. Hilfreich war auch, dass sie vereinbart hatten, innerhalb der Familie nur noch Deutsch zu sprechen. Weiterhin erklärt der junge Mann: "Ich habe mir das Ziel gesetzt, auf Deutsch zu träumen." Mit einem Lächeln fügt er hinzu, dass er sogar nach dem Aufwachen manchmal geträumte Wörter nachschlagen musste. Die Lehrerinnen und Lehrer, die Mekdad auf seinem Weg begleiteten, spielten eine wichtige Rolle. "Positives Feedback für erbrachte Leistungen bedeutet Anerkennung und Motivation" betont er. Besonders für Schüler aus dem syrischen Schulsystem sei unmittelbare Rückmeldung wichtig, da sie es so gewohnt seien.
Dass der Abiturient erfolgreich in Deutschland angekommen ist, zeigt auch sein ehrenamtliches Engagement, denn neben seiner eigenen Bildung engagierte sich Mekdad auch, um anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu helfen, ihren Weg in Deutschland zu finden. "Man muss die Zeit gut nutzen, damit man später nicht bereut, Chancen verstreichen lassen zu haben," rät er anderen. Die Aneignung der Sprache sei das Wichtigste, und man müsse quasi auf Deutsch denken. Dabei sei es wichtig, dass man Leute hat, die als Gesprächspartner mitmachen und auch Feedback geben.
Mit dem Abiturzeugnis in der Hand fühlt sich Mekdad bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein. Für ihn ist das Abitur der Beweis, dass er nicht aufgeben darf und den nächsten Schritt gehen kann. Er plant, ein Studium in der Region zu beginnen, möglicherweise in den Bereichen Soziale Arbeit, Politik, Erziehungs- oder Sozialwissenschaften. Vielleicht wird er eines Tages selbst Lehrer, um anderen zu helfen.