Nach 8 Jahren sitzt Tanja Banjanin (24) heute in ihrem alten Klassenzimmer, fast auf dem Platz, auf welchem sie ihre Reise durch das deutsche Schulsystem startete, um zu berichten.
Denn die Geschichte dieser jungen Frau aus Rijeka, Kroatien, ist ein beeindruckendes Beispiel für Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und erfolgreiche Integration in Deutschland. Im Alter von 16 Jahren kam sie 2016 mit ihren Eltern nach Deutschland und startete ihre Bildungslaufbahn in einer internationalen Förderklasse am Berufskolleg Tecklenburger Land. Von Anfang an zeigte die Schülerin eine bemerkenswerte Entschlossenheit, die deutsche Sprache zu erlernen. Sie stellte sich der Herausforderung, die Sprachbarriere zu überwinden. "Zu Anfang habe ich immer intensiv zugehört, wenn Mitschüler und Lehrkräfte gesprochen haben," erinnert sie sich. Trotz anfänglicher Hemmungen trieb sie das Gefühl der Isolation dazu, die Sprache aktiv zu erlernen. Kleine Kommunikationserfolge und das Lob der Lehrkräfte bestärkten sie in ihrem Bemühen. Die Abwesenheit von Mitschülern mit kroatischer Muttersprache sieht sie rückblickend als Vorteil: "So war ich nie in Versuchung, sprachlich auszuweichen. Alle Chancen, Deutsch zu lernen und zu üben, mussten genutzt werden."
Natürlich gab es schwierige Momente. Heimweh und "Meerweh" machten sich in frustrierenden Situationen bemerkbar. Doch mit der Unterstützung ihrer Eltern blieb sie motiviert. Nach zwei Jahren schloss sie die Realschule mit guten Noten ab. Obwohl sie keine direkte Diskriminierung erlebte, vermutet sie, dass Absagen bei Ausbildungsstellen trotz guter Noten möglicherweise eine indirekte Form der Benachteiligung darstellten. Sie erinnert sich: "Sie passen nicht in unser System" hatte eher einen Beigeschmack von "das schaffen die Deutschen besser".
Statt sich entmutigen zu lassen, orientierte Tanja sich neu. Ursprünglich an einer Karriere im Tourismus interessiert, entdeckte sie ihre Stärken im Umgang mit Kindern. Sie absolvierte erfolgreich die Fachoberschule und anschließend die Fachschule für Sozialpädagogik am Berufskolleg Tecklenburger Land. Mit 24 Jahren hat sie nun ihren Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin gemacht. Dieser Erfolg bedeutet für sie nicht nur persönliche Erfüllung, sondern auch das Gefühl vollständiger Integration. Sie sagt erleichtert: "Ich fühle mich voll integriert, jetzt stehen mir alle Türen offen." Ihre Ambitionen reichen weiter: Sie plant, berufsbegleitend ein Studium zur Fachwirtin im Erziehungswesen zu beginnen. Ihr Rat an andere Schülerinnen und Schüler mit ähnlichem Hintergrund ist klar: "Man muss sich Ziele setzen und diese fokussiert verfolgen und auch wenn es mal nicht gut läuft, Haltung bewahren und dranbleiben, denn um sich wirklich integrieren zu können, muss man die Sprache beherrschen." Diese junge Frau ist ein inspirierendes Vorbild für viele junge Menschen mit Migrationshintergrund. Ihre Geschichte zeigt, dass mit Entschlossenheit, harter Arbeit und der richtigen Einstellung große Herausforderungen gemeistert werden können.